"Indem Markus Wilke von Sujets ausgeht, die ihrerseits schon fast nur noch Oberfläche sind, zusätzlich vermittelt durch die Fläche des selbst erzeugten fotografischen Bildes, mit dem er im Atelier arbeitet, wird die Bildfläche, die er schafft, doppeldeutig, oder eher unentscheidbar: sie ist zugleich gegenständlich abbildend und flächig-kompositorisch. "
Prof. Dr. Johannes Meinhardt
Katalog: 14,80€ + Versand
Mit freundlicher Unterstützung von:
Dr. Adolf Cramer, Frank Dinkelmann,
Eva Unterberger, Die Kelle Bau GmbH
Spielarten der Figuration – Malerei von Markus Wilke
Der vorliegende Band versammelt Gemälde und Arbeiten auf Papier des Künstlers Markus Wilke aus den Jahren 2003 bis 2013.
" Schon in jungen Jahren wandte sich Wilke dem Bereich kreativen Arbeitens zu, beschäftigte sich vorerst mit der angewandten Kunst und absolvierte eine Ausbildung zum Schauwerbegestalter. Damit einhergehend entstanden freie malerische Arbeiten in der anspruchsvollen Technik der Ölmalerei, die er bereits 1975 in einer Einzelausstellung präsentierte. Durch seine Tätigkeit im angewandten Bereich als Werbegrafiker oder Schaufenstergestalter beschäftigte er sich intensiv mit gesellschaftsrelevanten Themen, die schließlich auch Eingang in sein freies, malerisches Oeuvre fanden. Vor allem der Umgang des Menschen mit dem ihm Anvertrauten – seien es die Natur oder die Überreste der Konsumgesellschaft – kommt in den Arbeiten zum Ausdruck.
Die menschliche Figur selbst ist allerdings in wenigen Werken auf der Leinwand präsent. Es ist zumeist die von menschlichem Tun geprägte Umgebung, die zu sehen ist, welche allerdings den Menschen stets unterschwellig heraufzubeschwören scheint.
Die Bilder Markus Wilkes, welche er zwischenzeitlich in Acrylfarbe umsetzt, erzählen daher Geschichten. Werfen Fragen auf nach den Dingen, die hinter der sichtbaren Welt liegen und werfen Fragen auf nach der Realität, die Augangspunkt seines Schaffens ist. Insofern ist Wilke konsequenterweise im Figurativen beheimatet, flüchtet nicht ins vergeistigt Abstrakte, sondern bezieht Stellung. "
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Jutta Fischer M.A. Kunsthistorikerin
„Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehst ein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen,
dass es zurückwerfe auf andere von außen nach innen.“
C.D. Friedrich
" Den Gedanken Caspar David Friedrichs folgend soll der Maler nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern was er in sich sieht. Sieht er aber nichts – so der maßregelnde Imperativ des großen Meisters – unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. Der kritische Leser mag sich fragen: „Wie lassen sich die hier genannten Forderungen der Romantik mit den zeitgenössischen Arbeiten des Tübinger Künstlers Markus Wilke in Verbindung bringen? Konzentrieren sich dessen großformatige Stadtporträts und Landschaftsbilder thematisch nicht gerade auf das in der Außenwelt Vorgefundene?“ Sie tun es und sie tun es nicht. Eben diesem Widerspruch, der nicht zuletzt den Reiz der hier abgebildeten Exponate mitbegründet, soll im Folgenden nachgegangen werden.
Bleiben wir zunächst bei dem, was das Auge vor sich sieht. Wilke geht stets vom konkreten Gegenüber aus. Auf Streifzügen durch das heimatliche Tübingen, bei Spaziergängen auf der Schwäbischen Alb sowie durch das ferne Havanna fängt er mit der Kamera Momente ein, die ihm später Anlass zur künstlerischen Auseinandersetzung werden sollen. Grundlage der hier gezeigten Werkgruppen sind zunächst immer Fotografien. Aus diesen wählt Wilke Ausschnitte, die er später, unter Verwendung klassischer Hilfsmittel wie Gitterwerk und Lupe, auf seine zumeist zu Diptychen und Triptychen angeordneten Leinwände überträgt. Ausschlaggebend bei der Motivwahl ist dabei der Wunsch, sich Fremdes vertraut zu machen und bereits Vertrautes unter fremdem Blickwinkel neu erfahrbar werden zu lassen. "
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Ulrike Stiens